Worte wirken!

Worte wirken!

Sehr geehrte Mitschüler, sehr geehrte Lehrkräfte und Eltern.

Werden wir, wenn wir miteinander reden und wie wir miteinander umgehen, brutaler und verletzender? Und ist das schlecht? Wird diese aggressive Friedlichkeit in friedliche Aggressivität umschlagen? „Der Friede ist die stärkste Waffe“, meinte schon Gandhi.

Genau wird der raue Umgangston in den Schulen und unserer Gesellschaft in der Online-Ausgabe der Tiroler Tageszeitung vom 20. September 2016 thematisiert. Ein Manifest des Bayerischen Landeslehrerverbands wurde in diesem Kontext erwähnt. In diesem wird die Verrohung der Sprache angesprochen. Dass eine solche Entwicklung die Jungen der Menschen untereinander verschlechtere, wird angedeutet. Dieses Manifest wurde bereits von mehreren Organisationen unterschrieben. Dass das alleine nicht genug wäre und den Entwicklungen mit einem guten Vorbild der Erwachsenen geholfen werden müsse, wird auch im Text klar gemacht. Die Problematik liegt in der Gesellschaft, die Schulen sind nur ein Spiegel dessen! Die Resultate dieser Aggressionen seien über kurz oder lang in unserer Demokratie und Gesellschaft festzustellen.

Der negative Blick, den die Verfasser des Artikels auf den Schulen haben, hat sich nicht in dieser Intensität gezeigt. Zwar hat es mich schockiert, welche Schimpfwörter oft bereits Kinder in jungen Jahren sich gegenseitig zuwerfen. In der HTL St. Pölten ist der alltägliche Umgangston jedoch freundlich und zart wie eine Tulpe. In dem Artikel wird oft von dem Verlust des gegenseitigen Respekts gesprochen. Diesbezüglich kann ich mir gut vorstellen, dass manche Lehrer sehr, wenn nicht zu feinfühlig sind. Eine unserer Lehrerinnen beispielsweise findet es respektlos, wenn man den Unterricht nach dem Läuten verlässt, obwohl es dann noch Hausübungen geben soll. Was hier aus ihrem Blickwinkel wie eine Unhöflichkeit erscheint, kann den harmlosen Grund haben, dass der Schüler schnell wohin muss. Beleidigungen entstehen jedoch nicht nur aus Missverständnissen. Die Frage ist nur, ob ein sogenanntes Schimpfwort gleich beleidigen muss.

Soll etwa jegliches Sprechen verboten werden?

Sprache zu regulieren ist seit jeher ein schwieriges und umstrittenes Unterfangen. Zu schnell wird aus den gut gemeinten Vorschriften Zensur. Zu schnell geht ein gut durchdachter Plan schief. Was bleibt, ist ein erneuter Druck, sich mit einer vulgären oder verletzenden Sprache abzuheben und gegen das System aufzubegehren. Sprache ist kein festes Konstrukt, welches von oben herab definiert werden kann. Sprache ist ein soziales Phänomen, welches nur durch alle Mitglieder einer Gesellschaft gebildet werden kann.

Deshalb ist eine gute Presse über die Verrohung unserer Sprache ein guter erster Schritt, die derselben entgegenwirken wird. Vor allem Eltern und Vorbilder können eine Verbesserung des Umgangstons herbeiführen. Die Politik hat auch einen nicht unerheblichen Anteil. Politikern das Beleidigen und Lügen abzugewöhnen, dürfte jedoch nicht allzu leichtes Unterfangen sein. Ein Faktor, den der Artikel nicht ausdrücklich erwähnt, ist die Filmbranche. Viele junge Menschen finden ihre Vorbilder in ihren Superhelden. Dass es anfangs seltsam war, einen Helden in bestem Schuldeutsch sprechen zu hören, ist klar. Aber mit der Zeit würde sich ein neuer Standard etablieren.

Es stellt sich jedoch die Frage, ob eine gehobene feine Sprache überhaupt das Ziel ist. Wir befinden uns in einer Zeit, in der viele Probleme uns begleiten, die viel Anstrengung erfordern. Eine weniger moderate, jedoch energetischere Sprache mit viel Platz für Emotionen mag besser geeignet sein, Menschen zu überzeugen. So wurde schon bekanntlich im Mittelalter, einem durchaus düsteren Zeitalter, viel geschimpft und geflucht!

Fest steht, dass wir Veränderung nur als Gesellschaft und mit Zeit bewerkstelligen können. Sprache ist nicht, Sprache machen wir! Ich appelliere an die Nachsicht und das Verständnis aller Lehrenden: Nehmt es nicht persönlich und seid geduldig mit uns Schülern.

Navigation